Wir verlassen den Walls of Jerusalem National Park durch das berüchtigte Tal "The Never Never". Es gibt keinen Track sondern nur eine Richtung - immer am Fluss lang. Diesen gilt es auch möglichst trockenen Fusses zu queren.
Die Nacht ist kalt und am Morgen ist das Zelt mit Raureif bedeckt. Den Blutegeln scheint es zu kalt zu sein, denn es sind keine zu sehen. Und viel wichtiger, das Innenzelt war wirklich frei von ihnen. Wir packen zusammen und verlassen die Wiese bevor die kleinen Blutsauger auftauen. Rund eine Stunde später erreichen wir Junction Lake und frühstücken an der dortigen Hütte.
Wir müssen uns nun entscheiden wie wir unsere Route fortsetzen. Klar ist, wir wollen zum Lake St. Clair und es gibt keinen direkten Track dorthin. Südlich von uns erheben sich die Mountains of Jupiter. Von diesen Plateau können wir die Traveller Range herabsteigen und so auf den Overland Track stoßen. Allerdings wissen wir nicht, wo diese Abstiegsmöglichkeit genau ist.
Wir können außerdem dem Flußlauf des Mersey River folgen und würden so zu den Harnett Falls und von dort zum Overland Track kommen. Die Route ist bekannt für Blutegel und das sogenannte » Bush Bashing. Sie führt durch das Tal mit dem sinnigen Namen "The Never Never" und es gibt das Gerücht der Name käme daher, daß man den Weg nur einmal machen würde. Nach Norden gibt es auch noch eine Möglichkeit, aber da wir erst zum südlichen Ende des Overland Track laufen wollen scheidet diese aus.
Unser Favorit war eindeutig der längere Weg über die Traveller Range, aber dort oben herrscht heute ein starker Wind während wir unten im Tal geschützt wären. Da wir auf dem Plateau wieder auf gutes Wetter angewiesen sind und mindestens eine Nacht dort oben verbringen müßten entschließen uns für die Schlechtwetterroute durch das Never Never. Mit Blutegeln kennen wir uns jetzt ja aus.
Wir verpacken möglichst alles im Rucksack und alles was draußen befestigt werden muß wird doppelt gut eingepackt. Wir hatten in einem älteren Bericht von einer Spur aus Fetzen einer grünen Isomatte gelesen, die jemand unfreiwillig hinterlassen hat. Die Büsche hatten über die Dauer der Matte reichlich zugesetzt und die nachfolgenden Wanderer konnten über Jahre die Verunreinigung sehen. Tatsächlich finden auch wir noch einige Brocken.
Direkt hinter Junction Lake stürzt sich der Mersey River über die Clarke Falls 20 Meter tief hinab ins Tal. Natürlich wollen wir den Wasserfall aus der Nähe sehen. Wir legen unsere Rucksäcke ab und machen uns ohne schweres Gepäck auf der Suche nach einer Möglichkeit einen Blick drauf zu werfen. Vor uns sind schon einige andere durch das Gebüsch gekrochen und so schaffen wir es tatsächlich. Zurück an den Rucksäcken krappelt es wieder verdächtig zwischen den Grashalmen, die Wiese die so gemütlich aussah finden auch unsere saugenden Freunde von gestern abend schön. Wir schauen also genau hin bevor wir den Rücksack wieder aufnehmen. Zu unserer Überraschung führt ein markierter Track steil ins Tal hinunter.
Unten führt der Track uns wieder zum Mersey River. Ihn müssen wir nun folgen. Solange wir durch den Wald gehen ist es kein Problem. Aber wenig später erreichen wir den Talgrund mit seinen Feuchtflächen. Feucht ist es zum Glück nach der langen Zeit ohne Regen nicht, aber auf den Wiesen ist der Track nur schwer zu erkennen. Zwischendurch müssen wir immer wieder durch Gestrüpp. Irgendwann hören zudem die Markierungen auf. Ein Blick auf die Karte verrät uns, wir haben nun den Cradle Mountain - Lake St. Clair Nationalpark erreicht.
Der Mersey River schlängelt sich nun durch das Tal und die Fließgeschwindigkeit hat deutlich abgenommen. Mittag ist schon längst vorbei und ein Ende ist nicht abzusehen, Zeit für eine ordentliche Pause. Ein Fels bietet sich als feuerfeste Unterlage für den Kocher an und wenig später köchelt unsere Tütensuppe. Diesmal bleiben wir von Blutegeln verschont. Der Weg führt uns weiter am Nordufer den Fluß entlang und schließlich kommen wir in dichten Wald. Ein Rauschen kündet McCoy Falls an.
Der Anblick von McCoy Falls ist zumindest eine kleine Belohnung für die Strapazen. Oberhalb des Wasserfalls gibt es einen breiten Baumstamm auf dem der Fluss gequert werden kann. Uns ist es zu heikel und wir waten lieber durch den Fluss. Ein kühles Fussbad tut auch mal gut. Weiter geht es im Zickzack um die Bäume herum. Und mit jedem Schlenker wird der Weg länger. Am frühen Abend erreichen wir Harnett Falls. In der Ferne lacht uns Mt Pelion East entgegen. Es fließt nur wenig Wasser den Wasserfall herunter. Für den besten Blick sollte man in die Schlucht absteigen, aber das wollen wir heute nicht mehr tun. Wenig später erreichen wir den Overland Track. Nun gilt es einen Platz für die Nacht zu finden und nach einem Blick auf die Karte entschließen wir uns unser Glück am Campfire Creek zu versuchen.
Wir haben Glück und finden im Unterholz einen Platz für unser Zelt. Es paßt genau in eine der vorhandenen Lücken. Nur wenige Meter neben dem Overland Track ist es kaum zu sehen. Es verbleibt nicht mehr viel Zeit und dann bricht die Dunkelheit über uns herein. Auch wenn wir nur wenige Kilometer zurückgelegt haben, geht ein langer Tag zu Ende.